
Unternehmerin und Ehefrau
„Und dann kam die Realitätskeule. Die Bilanz am Ende einer ganz normalen Woche: geschätzt 17,5 Wutanfälle begleitet, ohne selbst komplett die Nerven zu verlieren, 49 Windeln gewechselt und sich dabei wie im Wrestling-Ring gefühlt, 214 mal begeistert gejubelt, wenn unser Kleinster den Stapelturm umgeworfen hat, und gerade noch geschafft, die Bude zu saugen, bevor das nächste Essen den Boden aufs Neue mustert ...“
So erzählt Melanie aus dem Familienalltag, den sie managt wie ein kleines Unternehmen. Ihr Managerblick ist neben den vielen ganz privaten Gründen ein weiterer dafür, dass sie den Alltag als Mutter so sehr liebt. Denn sie braucht die Herausforderung – die wie immer darin liegt, etwas aufzubauen, etwas besser zu organisieren, etwas neu zu erfinden. Ein Stück weit hat sie das durch ihr Mutter-Sein auch mit sich selbst so gemacht: „Perfektion ade, her mit dem vollen Leben!“ Der Managerblick bleibt, aber Melanie lenkt ihn jetzt durch die Mutterbrille. „Erst als ich akzeptiert habe, dass eben nicht alles perfekt sein muss, fiel eine Riesenlast von mir ab.“
Als Unternehmerin sah sie das nämlich lange Zeit ganz anders. Aber erst mal zurück in die Zeit, in der alles begann: Im Jahr 2011, zwei Jahre nach ihrer Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin im Ortenau Klinikum Offenburg, übernahm Melanie dort die stellvertretende Leitung. Nicht schlecht für eine damals gerade mal 24-Jährige. Aber Zeit, sich in die neue Stelle einzufinden, gab’s keine: „Haben wir denn eigentlich schon jemanden für die neue Station für Privatpatienten? ...“ Ähnlich plötzlich muss sich ihre Berufung auf die schon wieder neue Position damals zumindest angefühlt haben. Auf einen Schlag hatte Melanie die Verantwortung, eine neue Station von Grund auf aufzubauen, und gemeinsam mit ihrer Stellvertreterin bald auch noch ein Team von 35 Leuten unter sich. Gegenüber der Krankenhausleitung habe Melanie daraufhin ihre Sichtweise dargestellt: „Das sind Kunden, nicht Patienten. Und wie Kunden müssen wir sie auch behandeln.“
Nachdem die Privatpatientenstation aufgebaut war, sah Melanie keine Möglichkeit mehr, sich dort in ihrer Berufung weiterzuentwickeln. „Die Station war so weit, dass ich sie übergeben konnte, also tat ich das. Denn ich arbeite einfach gern mit Menschen, und in meiner Leitungsposition dort hätten mich immer mehr und mehr Papierberge erwartet.“ Außerdem hörte sie wohl den Ruf der Selbstständigkeit immer lauter. „Ich brauchte eine neue Herausforderung.“
Als Angestellte im Klinikum hatte sie eine Menge Energie in den Aufbau einer eigenständigen Station gesteckt. Als sie nun ging, tat sie das aber nicht, um sich darauf auszuruhen „Das hat mir nie gereicht. Ich hatte nebenher ja noch meine Ausbildung als Ernährungscoach und außerdem neben meiner Yogalehrerausbildung schon auf selbstständiger Basis Yoga unterrichtet.“ Melanie baute ihre Selbstständigkeit immer weiter aus. So auch durch die Ausbildung zum Mentalcoach zusammen mit Daniel.
Bis heute unterrichtet Melanie Krespach als freie Dozentin in der Krankenpflegeschule beim Klinikum und gibt dort ihr Wissen weiter. Welche Dozentin sonst kann schon Kompetenz von der knallhart physiologischen Seite („Mein Vater war Jäger und ich lernte so Anatomie“) bis zur mehr psychosomatischen Ebene („Welcher Wirbel von etwas betroffen ist, lässt auf die Last im Leben schließen, die das verursacht“) gleichermaßen vorweisen?
Jetzt unterstützt Melanie außerdem mit ganzer Hingabe Unternehmer mithilfe eines Geräts, das sie liebevoll „unser Morphi“ nennt. Unternehmenscoaching darf sich heute neu definieren, weiß sie aus ihrer Erfahrung. „Wie auch beim Menschen, ist oft auch bei einem Unternehmen wichtiger, was sich rein äußerlich nicht gleich erfassen lässt.“
„Und ‚Menschen helfen‘ steht dabei immer noch im Mittelpunkt“, sagt sie weiter. „Das kann ich als Gesundheits- und Krankenpflegerin, Ernährungscoach, als Yogalehrerin, als Dozentin oder auch hier mit Morphi“ ... Melanie freut sich sehr, ihren Platz in den Unternehmen an der Seite von Daniel gefunden zu haben und jetzt wie auch zukünftig als Mama und Unternehmerin wachsen zu dürfen.
„Daniel trennt Berufliches und Privates nicht“, sagt Melanie. Dazu gehöre auch, dass die beiden wichtige Entscheidungen gemeinsam treffen. „Ich bin Daniels Sparring-Partner.“ Den Vertrieb übernimmt Daniel in allen Bereichen allein. „Er liebt das“, sagt Melanie. „Ich nicht.“ Dafür leistet Melanie ganze Arbeit als seine Kritikerin: „Wenn Daniel wieder einmal zu mir sagt ‚Schatz, ich habe eine Idee‘, dann hinterfrage ich die mit meinem gesunden Menschenverstand und frage zurück: ‚Hast du auch an das und das gedacht?‘ Am Ende sind wir beide Ideengeber und Umsetzer der Ideen.
Text: Thomas Glanzmann
Fotos: Alexander Fischer