Mensch bleiben
Ganze 21 Mal hat Daniel Krespach das Buch „The Big Five for Life“ bereits verschlungen – das erste Mal vor 14 Jahren, kurz nach dessen Erscheinen im Jahr 2008. „Mir war schon nach dem ersten Mal klar, dass ich es mehrfach lesen werde“, erzählt der fast 40-Jährige, der mit der Daniel Krespach - FREIHEIT DURCH UNTERNEHMERTUM GmbH Firmen in Sachen Nachfolge, Recruiting, Marketing und Vertrieb berät. „Es hat mich von Anfang an gefesselt!“
Auf 237 Seiten erzählt der Bestseller die Geschichte von Joe, einem unzufriedenen Angestellten, der durch Zufall den charismatischen Geschäftsmann Thomas kennenlernt. Dieser wird zu Joes Mentor und offenbart ihm die Geheimnisse seines Erfolgs. Seine Unternehmen führt Thomas anhand zweier Leitlinien: Jeder Mitarbeiter muss seine Bestimmung sowie seine „Big Five for Life“ kennen, also wissen, welche fünf Ziele er im Leben erreichen will – metaphorisch angelehnt an die fünf großen Tiere einer Afrika-Safari: Löwe, Büffel, Leopard, Nashorn und Elefant.
Daniel Krespach, der seit 20 Jahren selbstständig ist und zwischenzeitlich bis zu 160 Mitarbeiter beschäftigte, hat seine eigene Führungsphilosophie aus dem Buch abgeleitet. „Letztlich geht es darum, jedem einzelnen Angestellten Wertschätzung entgegenzubringen – wir Menschen sind keine Maschinen.“ Beim Recruiting-Prozess erhalten die Kandidaten deshalb bereits in der Auswahlphase das Strelecky-Buch, verbunden mit der Bitte, die eigenen „Big Five for Life“ zu definieren. „In einem Folgetermin spreche ich dann mit den Bewerbern über die Resultate“, erklärt Krespach. Das sei zwar aufwendig, letztendlich aber wesentlich zielführender als die ewigen Bewerbungsrunden, die beispielsweise Großunternehen mit ihren Kandidaten durchführen.
„Wenn ich mit den Menschen in meinem Umfeld – und hier geht es nicht nur um Bewerber, sondern auch um Azubis, Kollegen oder Freunde – eine Sprache spreche, wenn wir gemeinsam über Ziele und den Sinn des Lebens reden, erlebe ich einen viel höheren Output, eine deutlich größere Wertschätzung und einen faireren Umgang miteinander, als wenn diese Themen nur oberflächlich angerissen werden“, erklärt Krespach. „Viele Kandidaten wünschen sich Wertschätzung – dass man sie ernst nimmt und versteht, wo sie hinwollen. Dabei müssten die gesteckten Ziele, die sich aus der Lektüre des Buchs ergeben, keinesfalls in Stein gemeißelt sein. Vielmehr dürften sie sich auch im Lauf der Zeit verändern.
Führung - das bedeutet für Daniel Krespach, die Leute abzuholen. „Mitarbeiter müssen Menschen bleiben und über das Buch gebe ich ihnen die Möglichkeit dazu.“ Er führt ein Beispiel an. „Was habe ich denn etwa als Unternehmer davon, einem Mitarbeiter, der gerne 30 Urlaubstage hätte, um beispielsweise an einem seiner „Big Five“ zu arbeiten, diese zu versagen? Es geht doch darum, die Menschen zu motivieren und ihnen die Möglichkeit der Entfaltung zu geben. So steigere ich doch auch den Wert meines Unternehmens.“ Und wie? „Schlicht und ergreifend dadurch, dass Menschen, die mit dem Herzen bei der Sache sind, Erstaunliches erreichen“, erläutert er. Dies gehe nur, wenn zugehört und erkannt wird – vom Mitarbeiter selbst, aber auch von der Unternehmensführung –, worin und wobei sich der Angestellte am besten entfaltet.
Anderes Beispiel: „Viele meiner Mitarbeiter lernen, wie man ein Unternehmen leitet. Irgendwann kündigen sie, machen sich selbstständig und sind weg.“ Dank des Buchs, so Krespach, habe er gelernt, besser zu fordern und zu fördern. „Es entsteht eine Symbiose, man verbindet sich. Selbst, wenn der Mitarbeiter dann seinen eigenen Weg geht, kann für mich eine Beteiligung entstehen. Welche Lehre er für sich selbst aus dem Strelecky-Buch gezogen hat, erklärt uns Daniel Krespach auch. „Ich habe nochmal geheiratet und meine Frau und ich haben unsere Flitterwochen dazu genutzt, unsere eigenen fünf Lebensziele zu erarbeiten.“ Er selbst setzt dabei auf ziemlich ehrgeizige „Big Five for Life“. „Ich arbeite darauf hin, dass es irgendwann ein Daniel-Krespach-Museum gibt. Dort sollen die Menschen verewigt werden, denen ich mit meiner Arbeit helfen konnte.“ Außerdem plant er die Einrichtung einer Stiftung und die Gründung einer Privatschule, mit dem Ziel, das deutsche Schulsystem zu reformieren.
Unternehmerisch gehört zu Krespachs Big Five: der Aufbau eines Vermögens, das es ihm ermöglicht, in den kommenden Jahren insgesamt 100 Unternehmensbeteiligungen aufzubauen. „Wenn man seine Big Five for Life erreicht, kann man theoretisch erfüllt sterben“, sagt er. Bis es so weit ist, hat Daniel Krespach aber offenbar noch viel vor ...
Text: Patrick Czelinski
Fotos: Jigal Fichtner