Die Alleskönner

Kategorie:
Weiterempfehlen:

Schicksalsschläge machen stark. Wer wüsste das besser als Michael Höfer, 55, der Wirt des Ottenhöfer Landgasthofs Rebstock. Aber halt, streng genommen ist er’s nicht mehr, heute führt Tochter Mona, 26, die Geschäfte der Achtertäler Traditionswirtschaft. Denn der Rebstock wurde vom Einzelunternehmen in eine GmbH umgewandelt, Geschäftsführerin ist Mona Höfer. Das alles wurde von Daniel Krespach begleitet.

 

„Der Anfang ist der wichtigste Punkt“, diktiert uns Michael Höfer in den Block. Denn die Geschichte des Rebstocks beginnt in der Kindheit des Küchenmeisters. Vom Elternhaus geprägt, dem Salmen in Grauelsbaum im Landkreis Rastatt, lernte Michael Höfer Metzger und Koch (Stahlbad, Baden-Baden) und leitete zehn Jahre die Gemeinschaftsverpflegung in einem Sanatorium. Dann ging er wieder heim nach Grauelsbaum. 2002 brannte die Gaststätte ab, der Neustart gelang 2003 mit dem properen Fachwerkbau Rebstock in Furschenbach-Ottenhöfen, bis ihn 2011 ein Arbeitsunfall stoppte. Der rechte Arm war so gut wie tot. Mit enormem Einsatz machte er seinen Arm wieder fit. Das Gefühl für heiß und kalt konnte nicht wiederhergestellt werden, aber eine neue Einsicht zur Arbeit und zum Leben war geboren. Die zentrale Frage war: „Führst du dein Unternehmen oder führt dein Unternehmen dich?“ Für Michael Höfer stand fest: So kann’s nicht weitergehen! Heute ist er diesem Schicksalsschlag dankbar.

 

Als Ex–Workaholic fand Höfer in Daniel Krespach einen Partner auf Augenhöhe. „Ich denke immer drei Jahre im Voraus“, sagt er. Im klassischen Sinne ist er ein Unternehmer, weil er etwas unternimmt und die Risiken kalkulierbar macht. Der Übergang 2006 von Pacht auf Besitz wurde noch alleine gestemmt. Für die Umwandlung zur GmbH wurde dann aber die Kompetenz von Daniel Krespach ins Boot geholt. Warum aber holt ein Macher wie Michael Höfer „Fremde“ ins Haus? „Jeder sollte sich einen Berater hinzuziehen und eine zweite Meinung einholen.“

 

Zunächst mussten gemeinsam eine Analyse gemacht und Ziele gesetzt werden. Folgende Ergebnisse sind zu verzeichnen: Das Geschäftskonzept lautet auf Restaurant und Hotel, das Restaurant ist also kein Anhängsel und das Hotel wächst eigenständig weiter und profitiert von der Kernkompetenz des Rebstock, der über das Achertal hinaus für seine feine Küche bekannt ist. Die Investitionen (mehr als 1 Million Euro) in Küche, Innenraum, Wintergarten, Hotelzimmer, Theke sowie zuletzt Suite und Hüttendorf machten sich bezahlt. Der Rebstock war im Fernsehen zu sehen (Mein Lokal, dein Lokal) und wurde 2019 als „Schönes Gasthaus“ ausgezeichnet. Positionierung: gutbürgerliche Küche, modern interpretiert.

 

Rebstock Optik

 

Weiter mit der Analyse! Der Punkt Mitarbeiterführung brachte Folgendes zutage: Die 16 Mitarbeiter werden überdurchschnittlich gut entlohnt, auch während Lockdown und Kurzarbeit. Die Mannschaft blieb daher komplett an Bord. Das ist keine Selbstverständlichkeit in einer Branche, die wie keine zweite wirklich harte Zeiten durchmachen musste und jetzt durch Abwanderung, unbesetzte Stellen und fehlenden Nachwuchs gebeutelt wird. Das passt also wie die Faust aufs Auge!

 

Beim Punkt Systeme und Technik sind folgende Erkenntnisse zu melden: Die 2010 neu konzipierte und gebaute Küche ist nach wie vor top und wird allen modernen Anforderungen und dem Ideenreichtum (Steaks, Backhendl, Maultaschen etc.) von Michael Höfer und seiner Mannschaft gerecht. Das neu installierte Kassensystem funktioniert genauso reibungslos. Allerdings wirkte das alte Kassensystem noch lange nach. Bedingt durch ein fehlerhaftes System kam es zu einer Steuerprüfung und 2020 zur Insolvenz. Mittlerweile sind alle Knoten gelöst, es gab und es gibt keine offenen Rechnungen. „Wir sind sauber!“, sagt Höfer zufrieden.

 

„Alle für einen, einer für alle. Die Küche ist so aufgestellt, dass alle auf jedem Posten fit sind. Das ist unser USP!“ Genauso hell strahlt der Punkt Fitness und Gesundheit. Zwei freie Tage am Stück und moderate Arbeitszeiten sind ganz im Sinne einer modernen Work-Life-Balance, die sich wiederum auf die Mitarbeiterbindung positiv auswirkt. Das ist zwar überall gefragt, aber noch lange nicht Standard.

 

Rebstock Family

 

Da die vergangenen zwei Jahre auch Dank des Supports von Daniel Krespach und seinem Team gut genutzt wurden, ist jetzt alles safe im Rebstock. Die Struktur steht so solide wie das altehrwürdige Fachwerk. Damit sind alle Voraussetzungen geschaffen, dass die nächste Generation erfolgreich arbeiten kann. „Man muss sich sauber aufstellen“, sagt Höfer. „Das Geldverdienen kommt dann von allein.“ Der Übergang der Geschäftsleitung auf Tochter Mona, 26, ging glatt. Und was sagt sie? „Das Metier liegt mir und die Arbeitsteilung ist optimal.“ Sprich: Der Rebstock funktioniert als Familienbetrieb und die Gäste bekommen, was sie kennen und lieben.

 

Und wie geht’s weiter mit dem Unternehmer Mentoring? Der Auftrag ist erfüllt, das Team steht, der Übergang ist geleistet und mit der GmbH ist die passende Form gefunden. Logischerweise ist somit der Auftrag beendet. So hat Michael Höfer das geschafft, was auch jede seriöse Beraterfirma als Ziel hat: im besten Sinne überflüssig werden.

 

 

Text: Pascal Cames