Bewegte Zeiten
Sie hatte ihr Herzensprojekt umgesetzt: Mit Arundio hatte Ute Arnold in Schorndorf schon 2013 ihr Zentrum für medizinisches Training geschaffen. „Wir machen hier bei uns den Patienten zum aktiv Trainierenden.“ So gewännen die Menschen bei ihr und ihrem Team Lebensfreude und Vitalität bis ins hohe Alter. Bei Arundio arbeiten daran insgesamt 22 Fachkräfte auf 1.000 Quadratmetern. Für die Chefin bedeutet das ein großes Stück Verantwortung. Der Lockdown stellte sie und das Team vor die Probe. Aber zunächst noch mal zurück zum Anfang ...
Gestartet hat Ute Arnold ihre Selbstständigkeit 1988 als Physiotherapeutin, damals auf 100 Quadratmetern Fläche und noch alleine. Die Chefin schmiss den Laden von morgens bis abends selbst. „Ich hatte noch keine Kinder und konnte das für meinen Traum so einbringen“, erinnert sie sich.
Als acht Jahre später ihre erste Tochter unterwegs war, hinderte sie das nicht, den Traum weiter in die Realität umzusetzen – und jetzt auch schon im größeren Rahmen mit 500 Quadratmetern Fläche. Zwei Kinder und ein Dutzend Mitarbeiter später folgte 2002 die Erweiterung der Physiotherapiepraxis um den Bereich Fitness. Nach der Geburt ihres vierten Kindes und einer jahrelangen Suche nach einem geeigneten Grundstück entstand daraus 2013 schließlich Arundio und damit nunmehr noch mehr Trainings- als nur Behandlungsfläche.
Nur: was macht man damit im Lockdown? Die Zeiten für Ute Arnold waren zuletzt sehr schwer. Während ihr schwerkranker Mann seine letzten Monate in Therapie und im Krankenhaus durchlebte, brach 2020 auch geschäftlich eine Welt zusammen. Fitness fand in der Pandemie zunächst nicht statt. Videos aber schon. Arnold ließ ihre Mitarbeiterinnen aus den Bewegungskursen folglich jeden Tag neue Trainingsvideos drehen. Die Kurse liefen jetzt online, die Kundschaft wurde per E-Mail über das Programm auf dem Laufenden gehalten. „Wir haben jeden Tag eine Mail mit einem neuen Video verschickt“, erzählt sie. Das Ganze hatte natürlich System. Denn: Ohne es geplant zu haben, hatten sich Ute Arnold und ihr Team nämlich schon vor dem Lockdown quasi genau auf diese Kommunikation vorbereitet: Das ganze Arundio-Team war eine Woche zuvor bei Daniel Krespach. Dabei ging es auch um E-Mail-Marketing. „Das schien für mich alles noch weit weg. ‚Vielleicht nächstes Jahr‘, dachte ich damals.“ Es kam anders. „Es war irre, wie schnell meine Mitarbeiter das Ganze einfach in die Praxis umgesetzt haben.“ Das E-Mail-Marketing blieb seither im Einsatz und brachte auch schnell wieder die Patienten zurück in die Praxis, die für ihre verschriebenen Präventionskurse weiterhin kommen durften.
„Das Beeindruckende ist, dass Ute bis dahin alles ohne eine mittlere Führungsebene koordiniert hat – auch in der für sie gleich doppelt schweren Zeit“, sagt Daniel Krespach, der diese mittlere Führungsebene nun kürzlich mit Ute eingerichtet hat. „Daniel ist so nah am Unternehmen, dass ich manchmal glaube, er arbeitet hier“, sagt Ute dazu. „So sehr denkt er sich in unser Geschäft rein.“ Damit bezieht sie sich auch auf Krespachs Unterstützung in der Zusammenstellung der Onlinekurse, die es jetzt mit wöchentlichen Videos zu den unterschiedlichen Körperregionen gibt. Und auf die gemeinsame Entwicklung des 3-1-3-Systems. Nach diesem System bekommt der Schmerzpatient, der mit seinem Rezept für sechs Behandlungen ins Arundio kommt, nach der Hälfte der Behandlungen einen einstündigen Gesundheitscheck – aufs Haus. Dieser zeigt ihm schließlich sowohl seine Schmerzpunkte als auch das Besserungspotenzial gezielt auf. „Viele, die kommen, motiviert das, auch nach der reinen Schmerzbehandlung dann ins aktive Training zu kommen“, sagt Ute. „Und das ist mein Geschäft, ob offline oder online. Die Leute zurückzubringen in die Beweglichkeit.“ Wie etwa kürzlich sogar einen Mann Mitte 80. „Er sagte: ‚Frau Arnold, mir geht’s so gut, ich weiß gar nicht mehr, warum ich überhaupt hergekommen bin.‘ Genau dafür mache ich das alles.“
Text: Thomas Glanzmann